Kunst_Stücke

Begegnungen in Farbe Kunst_Vermittlung

Inklusive Kunstvermittlung

Tanz • Malerei • Keramik

Ausgehend von der Annahme, dass jeder Mensch das Recht auf die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben einer Gesellschaft hat, habe ich vor 20 Jahren eine Kultur- und Kunstoffensive für Menschen mit schwerer geistiger und körperlicher Behinderung ins Leben gerufen. Dies schien mir notwendig da Integration einerseits wie in allen gesellschaftlichen Gefilden auch im Kunstsektor groß in Mode war, andererseits jene Menschen, die integriert wurden, es meist nur deshalb waren, weil sie den gesellschaftlichen
Wertmaßstäben trotz ihrer Beeinträchtigungen entsprachen. Daran hat sich bis heute nicht wesentlich etwas verändert – bis auf die Begrifflichkeit. Heute sprechen wir von Inklusion.

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Einblicke in das aktuelle Projekt: „Leben hinter Glas“

Die Ausgangslage

Gesellschaftlich verankerte Wertvorstellungen und Ideale behindern die kulturelle Inklusion von Menschen mit schwerer Behinderung und sind gleichermaßen wegweisend

In der Auseinandersetzung mit Kunstprojekten für Menschen mit Behinderung tritt zu Tage, dass ein Umstand besonders wichtig erscheint, nämlich die Tatsache, dass diese Menschen neben ihrer Behinderung über gesellschaftlich anerkannte Fähigkeiten und Begabungen verfügen. Erst diese Fähigkeiten eröffnen ihnen die Möglichkeit, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzuhaben und es mit zu gestalten.

So schreibt die Künstlerin Christine Jones in einem ihrer Artikel, “Nicht nur die Integration der Kunstformen liegt mir am Herzen, sondern auch die Integration aller sozial, psychisch, physisch, ideologisch, geistig und seelisch behinderten, künstlerisch begabten Menschen, insbesondere Kinder.“ (Jones 2004) (H.d.A.)

Was wenn Menschen über keine kompensatorischen Fähigkeiten verfügen?

 

Unweigerlich drängt sich die Frage auf, wie es um jene Menschen mit Behinderung bestellt ist, die über solche kompensatorischen Fähigkeiten und Begabungen allem Anschein nach nicht verfügen. Konkret gefragt: Inwieweit haben Menschen, die in beinahe allen Belangen des täglichen Lebens auf Assistenz angewiesen sind, die Möglichkeit am kulturellen Leben unserer Gesellschaft teilzuhaben und dieses mit zu gestalten? Auf der Suche nach adäquaten Angeboten für Menschen mit schweren geistig und körperlichen Beeinträchtigungn werden die Grenzen der kulturellen Inklusion rasch sichtbar.

Eine kurze Rückschau in das europäische Jahr der Behinderung 2003

Anlässlich einer Matinee in der Wiener Staatsoper im Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung (2003)
hält Dr. Wilfried Datler einen Kurzvortrag in dem er betont, dass jene Menschen mit Behinderung die hier und heute ins Scheinwerferlicht treten, es gerade deshalb können, weil sie über gesellschaftlich geschätzte Fähigkeiten verfügen. Gleichzeitig betont er, dass die Anerkennung und Wertschätzung, die sie hier zu Recht erhalten, zwar beachtlich sind, dennoch kaum jenen Alltagserfahrungen entsprechen, die Menschen mit Behinderung täglich machen. So gesehen, schließt er seine Überlegungen mit Verweis auf ein Zitat aus der Dreigroschenoper, herrsche im Alltag vieler Menschen mit Behinderung nach wie vor mehr Dunkel als Licht (vgl. Datler 2004).

Perspektivenwechsel im Sinne inklusiver Kunstvermittlung

Neben der Betonung der besonderen Fähigkeiten behinderter Künstler zeigt sich im Rahmen inklusiver Kunstprojekte insofern eine bemerkenswerte Entwicklung, als diese Fähigkeiten nun unabhängig vom geistigen und körperlichen Erscheinungsbild eines Menschen anerkannt sind und Methoden entwickelt werden, die es dem begabten Menschen ermöglichen, diese Fähigkeiten künstlerisch umzusetzen.

Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass es ebenso denkbar ist, Menschen ohne offensichtliche Begabungen und mit scheinbar geringen Fähigkeiten in einen künstlerischen Prozess zu involvieren, falls es gelingt, den Menschen künstlerische Medien über eine geeignete Vorgehensweise nahe zu bringen.

Ich konzepiere inklusive Kunstvermittlung in den Bereichen Malerei / Collage, Tanz und Keramik. Der folgende Abschnitt gibt einen Eindruck in meine Arbeitsweise über den Zugang der Malerei.

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Paint_Ability – ein inklusiver Zugang zur Malerei und Collage

In 30 Jahren künstlerischer Arbeit mit Menschen mit schwerer geistiger und körperlicher Beeinträchtigung habe ich einen Zugang entwickelt, der über vier Phasen läuft.

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Phase 1: Ich und die sichtbar gemachte Bewegung

Da es eines der essentiellen Bedürfnisse von Menschen mit schwerer Behinderung ist, sich in Bewegung zu erleben, wird in einem ersten Schritt ein künstlerisches Medium gewählt, das diesem Bedürfnissen gerecht wird – und zwar das Medium der Malerei.

In dieser Projektphase wird das Augenmerk auf die Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst gelegt. Über das Experimentieren mit „Farbe“ und darin haftenden Materialien wird den Menschen die Möglichkeit geboten eigene Bewegungen sichtbar zu machen und das Malen an sich über die Hände intensiv zu erfahren.

Phase 2:  Das künstlerische Medium als Mittel des Ausdrucks und des beeindruckt Werdens

In einem weiteren Schritt wird den Menschen die Möglichkeit geboten, sich im gemeinsamen Gestalten zu erleben. Eigene und fremde Bewegungen auf der Maloberfläche werden sichtbar. Spuren fließen ineinander werden verwischt, treffen sich und gehen wieder auseinander.Materialien werden beigemengt. Überlagerungen und Übermalungen verdichten das Geschehen. Auf der Maloberfläche entseht ein Gespräch zwischen einem Ich und eine Du.

Phase 3: Das Schaffen multimedialer Begegnungsräume für Menschen mit und ohne Behinderung

Nach dieser intensiven Vorbereitungsphase werden Begegnungsräume eröffnet, indenen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an verschiedenen Arbeiten gleichzeitig arbeiten. Die Autorenschaft verschwimmt. Es entsteht ein gemeinsamer Ausdruck zu einem gewählten Thema.

Phase 4: Sichtbarkeit schaffen

Letzendlich geht es im inklusiven Gedanken darum, die Arbeiten selbst als auch den Entstehungsprozess gesellschaftlich sichtbar zu machen. Daher wird der Prozess mit Foto und / oder Film dokumentiert. Die entstandenen Arbeiten sowie die Dokumentation wird über Kooperationen oder interne Veranstaltungen einem breiten öffentlichen Publikum vermittelt.