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Spielend trauern | Trauern als Potential
Warum schreibe ich einen Blog über Trauer?
Was ist Trauer?
Trauer ist die menschliche Fähigkeit, die es uns allen ermöglicht, all unsere Verlusterfahrungen und Schicksalsschläge zu bewältigen.
Vor mehr als 20 Jahren habe ich intensiv zum Thema Trauer geforscht. Ich habe mir damals die Frage gestellt, was „Trauer“ ist? Schließlich hat sich diese Frage für mich beantwortet. Trauer ist mehr als ein Prozess, der hoffentlich irgendwann durchlaufen ist und vielmehr als ein unangenehmes Gefühl. Es ist die menschliche Fähigkeit, die es uns allen ermöglicht, all unsere Verlusterfahrungen und Schicksalschläge zu bewältigen. Trauerfähigkeit hat einen wesentlichen Anteil in der Verarbeitung von schwerwiegenden Traumata.
Trauernde Menschen sind allgegenwärtig – auch wenn Trauer in unserer Gesellschaft wenig Raum und Beachtung geschenkt wird.
Trauern lernen
Trauern ist eine komplexe Fähigkeit, die erlernt werden kann.
Um trauern zu lernen, braucht es den Mut, Trauer neu zu denken. Trauern ist eine komplexe Fähigkeit, die sich aus vielen einzelnen Teilleistungen zusammensetzt. Über Spiel, künstlerische Gestaltung, Geschichten und einer neuen Haltung zum Wesen der Trauer lässt sich Trauerfähigkeit spielend erschließen.
Trauern macht frei
Die Fähigkeit zu trauern, macht uns zu freien, selbstwirksamen Menschen.
Trauern ist eine Fähigkeit, die uns zu freien Menschen macht. Erst wenn wir Verlusterfahrungen im Bereich unserer Träume, Beziehungen und Vorstellungen intergriert haben, sind wir frei für alles was noch vor uns liegt. Wenn jedoch alte Verlusterfahrungen uns davon abhalten, neue Beziehungen zu leben, uns beruflich zu verändern, neue Träume und Pläne zu schmieden, sind wir Gefangene unserer unbetrauerten Verluste.
Die Zeit heilt alle Wunden – ist einer der größten Irrtümer in Bezug auf Verlusterfahrungen.
Auch wenn der Schmerz langsam nachlässt, und es Menschen leichter fällt, sich auf das Leben, oder das was noch davon übrig ist, einzustellen. Selbst wenn es Versuche Richtung Neuanfang gibt, heißt es noch lange nicht, dass die Verlusterfahrung, die unser Leben erschüttert hat, integriert und verarbeitet ist. Oft tritt nur eine Art Gewöhnungseffekt ein. Menschen gewöhnen sich daran, alleine zu sein, arbeitslos zu sein, vertrieben zu sein …
Inwieweit sind Menschen, nach gescheiterten Beziehungen jedoch frei, sich tätsächlich auf eine neue Beziehung einzulassen? Sich einzulassen ohne Vergleiche mit dem Expartner der Expartnerin, ohne diverser Hintertürchen, um sich ja nicht nochmals so verletzen zu lassen.
Inwiefern sind Menschen nach einem Scheitern im Beruf offen für neue berufliche Herausforderung? Frei von der Angst, vielleicht wieder zu versagen, nicht zu genügen oder ausgebeutet zu werden?
Das ist alles legitim. Es beschränkt jedoch die eigenen Möglichkeiten und hält Menschen davon ab, aus dem vollen ihres Lebens und ihres Potentials zu schöpfen. Daher sollten Kinder trauern schon in der Schule lernen.
Trauern ist Sinn stiftend
Wer bewusst trauert leidet vielleicht nicht weniger. Doch das Leiden macht Sinn.
Wer trauern kann, leidet vielleicht nicht weniger an erlittenen Verlusten. Doch das Leid macht Sinn. Über die Fähigkeit zu trauern, gelingt es dem Menschen die wesentliche Frage: Wer bin ich, angesichts der erlittenen Verluste?, neu zu beantwortet. Trauer schlägt somit die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Indem ich Vergangenes verabschiede, dem Vergangenen den guten Platz im eigenen Leben einräume, werde ich gegenwärtig. Der Verlust und die damit verbundene Verlusterfahrung werden zum Potential der eigenen Entwicklung und Selbstwerdung. Und hier endet schlussendlich auch das mit der Verlusterfahrung verbundene Leid.
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